Ökologische Putzmittel: So macht „Mister Froschkönig“ saubere Gewinne

Von: Von FLORIAN ZERFASS

Grüner geht’s nicht! Auf dem Dach der Firmenzentrale am Mainzer Rheinufer drehen sich Windräder. Dazu gibt es Solaranlagen und eine Wärmepumpe.

Vor dem Eingang lädt der Elektro-Smart von Reinhard Schneider (49): Er leitet das Familienunternehmen Werner & Mertz mit dem berühmten Froschkönig im Logo, den Hersteller von „Erdal“ und „Frosch“.

Der Chef eines Putzmittel-Herstellers als Umweltschützer? Schneider ist Naturfreund, mit seinen Hunden gerne draußen. Er ist überzeugt: „Es geht nicht nur um Geld, sondern auch um Sinn: Was soll das Ganze? Was tragen wir bei zur Gesellschaft? Nachhaltigkeit ist die beste Antwort auf die Sinnfrage.“

Der geht er mit imponierender Detailverliebtheit nach.

► Phosphat und Lösungsmittel sind aus Schuhcreme und Reinigern verbannt. Alle Verpackungen sind zu 100 Prozent aus Recyclingplastik. Ein Fünftel stammt aus dem Gelben Sack, vier Fünftel aus benutzten Getränkeflaschen. Auf den Recycling-Flaschen kleben Etiketten, die mit schadstofffreier Farbe bedruckt sind.

Zu großen Weltwirtschaftsgipfeln schickt die Bundesregierung Mister Froschkönig als Vorzeigeunternehmer in die Nachhaltigkeitsrunden. 2015, G7-Ressourcenallianz in Berlin: Japan entsendet Toyota, die USA General Motors. Und Deutschland: Werner & Mertz.

Der Betriebswirt arbeitete nach dem Studium in St. Gallen zunächst für andere Firmen, übernahm 2000 die Führung des Familienbetriebes. An sein erstes Gespräch bei der Hausbank erinnert er sich genau. „Die sagten mir: Sie haben gar keine Chance.“

Ein brutaler Preiskampf

Der brutale Preiskampf im Handel, als Wettbewerber internationale Großkonzerne wie Henkel, Procter & Gamble, Reckitt Benckiser, Unilever oder Colgate-Palmolive. „Dann zückten die Banker einige Unterlagen und meinten: Wir haben da mal was vorbereitet, damit Sie die Firma verkaufen können, solange Sie noch was dafür kriegen.“ Doch bei Schneider waren sie an den Falschen geraten.

Dreimal brannte in den frühen Jahren von Werner & Mertz die Firma ab. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Werk wieder zerstört. Nie aufzugeben, immer weiterzumachen, liegt in der Familien-DNA.

In den 30er-Jahren ersetzte dieser Lieferwagen die Kutsche

In den 30er-Jahren ersetzte dieser Lieferwagen die Kutsche

Foto: PR

Schneiders ökologischer Kurs funktioniert auch ökonomisch prima. Aus seinem Büro blickt er auf Bagger und Betonstelen. Nebenan baut er gerade eine zusätzliche Produktionshalle, Ende des Jahres soll der erste Abschnitt in Betrieb gehen. „Wir werden unsere Produktionskapazität verdoppeln“, sagt Schneider stolz.

Denn Spülmittel, Putzmittel & Co. werden ihm aus den Händen gerissen. In der Stamm-Produktion wird inzwischen in drei Schichten rund um die Uhr gearbeitet – saubere Geschäfte mit reinem Gewissen.

 

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